Kinderpornografie Therapie- leider denken Betroffene meist erst dann darüber nach, wenn die Strafanzeige wegen kinderpornografischer Inhalte auf dem Rechner bereits zur Hausdurchsuchung durch die Polizei geführt hat.
Ein häufiger Grund für den Konsum von Kinderpornografie ist Gedankenlosigkeit. Und Gedankenlosigkeit ist nie ein guter Ratgeber. Sinnvolle und vernünftige Entscheidungen benötigen das Zusammenspiel beider menschlicher Systeme, die unser Handeln steuern: die Gefühle UND der Verstand.
Konsumenten von Kinderpornografie lassen sich in unüberlegten Momenten ausschließlich von dem Gefühl ihrer eigenen Lust leiten- und je stärker die Lust wird (die ja ein biochemisches Steuerungssystem unseres Handelns ist), desto geringer wird die Möglichkeit, dieses lustgesteuerte Handeln durch den Verstand zu kontrollieren und abzubrechen. Im Gegenteil- kurzfristig führt der Konsum von Kinderpornografie bei Menschen mit einer pädophilen sexuellen (Teil-)Präferenz zu erotischen Glücksgefühlen, die dieses Handeln auch noch belohnen und dazu führen, dieses angenehme erotische Gefühl nochmals und nochmals erleben zu wollen.
Ansätze der Psychotherapie
Ein erster Ansatz der Therapie besteht darin, den Klienten aufzuzeigen, wie sie mit der Emotion Lust sinnvoll umgehen können. Momente der Lust benötigen Planung, also ein Mitwirken des Verstands. Es ist nicht sinnvoll, sich durch irgendein zufällig im Internet gefundenes Lustszenario triggern zu lassen (und erst recht nicht durch kinderpornografisches Material!). Sinnvoller ist es, sich vorher zu überlegen, welche Befriedigung der eigenen sexuellen Lust keine Schäden verursacht und vielleicht sogar (z.B. im Rahmen einer Partnerschaft) zu langfristiger Lebensqualität beträgt.
Wichtig ist es auch, die eigene Sexualität als die zu akzeptieren, die sie ist. Eine pädophile Präferenz als solche ist nach den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation ICD-11 keine Krankheit. Und die meisten Menschen mit einer pädophilen sexuellen Präferenz haben auch weitere, nicht problematische sexuelle Präferenzen, die genauso gut zu sexueller Befriedigung führen können.
Wenn ich also weiß, dass ich durch Kinderpornografie sexuell stimuliert werden kann, dies aber für mich (und erst recht für die ausgebeuteten und missbrauchten Kinder) schädlich ist, dann kann und muss ich mich immer wieder neu dazu entscheiden, diese Seite meiner Sexualität NICHT auszuleben, sondern mich auf meine unproblematischen sexuellen Präferenzen zu konzentrieren.
Kinderpornografie Therapie- der Perspektivwechsel
Ein weiterer wichtiger Schritt in der Therapie ist der Perspektivwechsel. Der Konsument von Kinderpornografie lernt, dass hinter dem von ihm konsumierten „Material“ eine konkrete Geschichte eines Kindes steht: ein Kind, das durch Gewalt oder falsche Versprechen dazu gebracht wurde, sich sexuell ausbeuten zu lassen bzw. brutal vergewaltigt zu werden, ein Kind, das dadurch schwerste psychische Schädigungen durch sein ganzes Leben hindurch behalten wird (sogar dann, wenn die Bilder scheinbar freiwillig und mit Einverständnis des Kindes entstanden sind).
Denn es gibt nie und unter keinen Umständen eine Freiwilligkeit in Bezug auf sexuellen Missbrauch: auch wenn ein Kind möglicherweise einem Erwachsenen Sexualität zugesteht, um dessen Zuwendung nicht zu verlieren (wie es z.B. im Bereich Sport in Beziehung zu einem Trainer immer wieder vorkommt), dann ist das KEINE Freiwilligkeit, sondern brutale Ausnutzung einer Schutzbefohlenensituation. Die scheinbare „Freiwilligkeit“ kann die psychischen Schäden beim Opfer sogar noch steigern- etwa, wenn sich das Opfer lebenslang immer wieder Selbstvorwürfe macht: Ich hätte ja Nein sagen können… Denn kein Kind kann Nein sagen in einer Situation, die es nicht begreifen kann und deren psychischen Folgen ebenso unbegreiflich sind.
Wenn der Konsument von Kinderpornografie in der Lage ist, die gesehenen Bilder und Filme aus der Situation des missbrauchten Kinder intensiv nachzuerleben, dann ist das zunächst ein heilsamer Schock und langfristig eine sehr wirksame Intervention, durch solche Bilder niemals mehr zu einem Gefühl sexueller Lust zu kommen.
Wenn Sie Fragen dazu haben, freue ich mich über Ihre Mail an:
Dr. Michael Petery
