Verliebt in ein Kind: Pädophile Täter und Täterinnen gestehen sich selbst oft viel zu spät ein, dass sie sexuellen Missbrauch begehen. Woran liegt das?
Verliebt in ein Kind- die biologischen Grundlagen
Eine sexuelle Präferenz für Kinder funktioniert nicht anders als eine Präferenz für gleichaltrige Menschen. Am Anfang steht nicht der Wunsch nach dem sexuellen Akt, sondern ein Gefühl, sich zu dem anderen Menschen -der anderen Frau, dem anderen Mann oder eben auch dem Kind- emotional stark hingezogen zu fühlen. Die Verliebtheit steht also am Anfang, noch lange bevor sich die Libido (die sexuelle Lust) bemerkbar macht.
Es ist die Sehnsucht nach Beziehung, die Freude an gemeinsamen Aktivitäten, die in der Anbahnungsphase dominiert. Und diese Phase wird von den späteren Tätern als völlig harmlos, ja sogar als liebevoll erlebt.
Die „besondere Beziehung“
Pädophile Straftäter sind oft Menschen, die sich besonders für Kinder engagieren: in der Jugendarbeit, beim Sport, in der Kirche. Menschen, die durch Ihr Engagement auch tatsächliches Vertrauen und tatsächliche Zuneigung von Kindern gewinnen. Menschen, die eine „besondere Beziehung“ zu Kindern aufbauen, welche die Kinder oft selbst zunächst als eine Art emotionales Geschenk erleben, als eine Wertschätzung, die sie so vielleicht sogar von ihren eigenen Eltern nie erhalten haben.
Das ist der Grund, warum die betroffenen Kinder und Jugendlichen schwer Nein sagen können, wenn der Täter (oder die Täterin) dann irgendwann die Frage stellt, ob ein Streicheln erlaubt ist, eine Umarmung, ein Kuss- oder noch später: auch das gemeinsame Masturbieren oder der Geschlechtsverkehr.
Wiederum ist es eine Falle der Biologie, in welche die Täter bzw. Täterinnen hineintappen. Das menschliche Verhalten wird durch zwei Systeme gesteuert: unsere Gefühle (Emotionen) und unser Verstand. Das Problem dabei: Wenn wir uns sehr im Bereich des Verstandes bewegen, gehen wichtige Botschaften unserer Gefühle oft verloren. Wenn wir aber sehr stark in den Sog unserer Gefühle hineingeraten, dann schaltet sich das Steuerungssystem Verstand irgendwann völlig ab.
Genau das passiert bei Menschen, die sich in Kinder verlieben. Irgendwann wird der Drang, die eigene Verliebtheit (und die sich daraus entwickelnde sexuelle Erregung) auch körperlich ausleben zu wollen so stark, dass die Kontrolle durch den Verstand aussetzt und es zur Missbrauchshandlung kommt.
Dabei geben sich die Täterinnen und Täter alle Mühe, dass sie selber (und oft auch die Kinder) den Missbrauch erst einmal gar nicht als solchen bemerken. Viele Täter und Täterinnen fragen sogar: Bist du einverstanden, dass ich dich berühre? Dass ich dich streichle? Dass ich dich ausziehe? Dass ich ***?
Das ist Schönrederei. JEDE Konfrontation eines Kindes oder eines Jugendlichen mit erwachsener Sexualität ist Missbrauch und kann der psychischen Entwicklung der Opfer insgesamt und insbesondere der sexuellen Entwicklung und Erlebnisfähigkeit lebenslänglich schaden.
Fazit
Verliebtheit in ein Kind ist bereits die erste Stufe zum Missbrauch. Ein Mensch, der sich in ein Kind verliebt hat, benötigt psychotherapeutische Hilfe. Es ist sinnvoll, so früh wie möglich Gegenmaßnahmen zu treffen – bevor die Gefühle die alleinige Steuerung übernehmen und der Verstand völlig ausgeblendet ist.
Wenn Sie Fragen dazu haben, freue ich mich über Ihre Mail an:
Dr. Michael Petery