Warum ist Sex für Kinder schädlich?

Warum ist Sex für Kinder schädlich

Warum ist Sex für Kinder schädlich? Immer wieder stellen mir pädophile Klienten diese Frage. Sie seien ja keine Vergewaltiger, sie seien ja eigentlich nur verliebt– und Liebe sei doch etwas Schönes. Außerdem habe der Sex ja auch nicht so richtig stattgefunden, das sei mehr ein Streicheln gewesen, keine Penetration… Und außerdem hätten sie das Kind vorher gefragt, ob das OK wäre…

Mir als Therapeuten, der ich auch mit Missbrauchsopfern zusammenarbeite, tun solche Sätze fast körperlich weh- und das, obwohl ich meinen pädophilen Klienten glaube, dass sie keine „böswilligen Absichten“ hatten und den Kindern bewusst schweren psychischen Schaden zufügen wollten.

Es scheint mir reichlich naiv, wenn ein Mensch davon ausgeht, eine sexuelle Handlung würde einem Kind nicht schaden. Da ist sicherlich ein gutes Stück innere Schönrederei am Werk und natürlich auch die Entscheidung, es lieber nicht so genau wissen zu wollen, wie schädlich Sex und sexuelle Handlungen mit Erwachsenen für Kinder und Jugendliche sein können.

Eine (unvollständige) Liste möglicher Folgen

Eine ausführliche Darstellung der Folgen von Missbrauch findet sich im sehr lesenswerten Buch: Sexualität und Trauma“ von Melanie Büttner. Hier eine kurze Auflistung einiger besonders häufiger und belastender Folgen für die Opfer sexueller Übergriffe.

Dazu noch der wichtige Hinweis: ein scheinbar „liebevoller“ Übergriff ist für Kinder häufig besonders schwer zu verarbeiten, weil sie sich selbst die Schuld bzw. Mitschuld für etwas zuschreiben, was Ihnen von außen angetan wurde. Kinder wissen noch nicht, was Sex bedeutet. Daher ist einvernehmlicher Sex mit Kindern niemals möglich.

Störungen im Bereich der eigenen Emotionalität: lebenslange Schuldgefühle („Warum habe ich mich darauf eingelassen?“), Selbstverachtung, Wut auf sich selbst, Hass auf den eigenen Körper, Gefühle von Beschmutztsein
Gefühl, nicht Nein sagen zu können und nicht Nein sagen zu dürfen
falsche tief verinnerlichte Vorstellungen über Sex: „Sex muss sein, Sex muss ich zugestehen, macht mir aber keine Freude; ich muss funktionieren und mitspielen…“
Vermeidungsverhalten in Bezug auf Partnerschaft und Sexualität: „So etwas will ich lieber mein Leben lang nicht noch einmal erleben…“
Überkompensierung: die Suche nach immer neuen sexuellen Kurzkontakten, um sicherzustellen: „Das macht mir nichts aus, ich bin der Mensch, der auch richtig viel Sex aushält…“
Verlust der körperlichen sexuellen Erregungsfähigkeit: Gefühle von Ohnmacht und Schmerz verhindern jede künftige Freude an Sexualität
Dissoziationen: der Unterleib wird komplett aus der eigenen Erlebnissphäre ausgeblendet: „Da unten fühle ich schon lange nichts mehr…“
Erinnerungslücken: „Ich weiß bewusst nicht, ob und was mir da überhaupt passiert ist…“
gleichzeitig Intrusionen (erschreckende Tagträume, nächtliche Alpträume), die Teilaspekte des Übergriffs spiegeln: Gefühle von Angst, Wut, Ohnmacht
Überkompensierung dieser Erinnerungslücken durch ständige sexuelle Gewaltphantasien (aktiv und passiv)

Aus dieser Ansammlung möglicher psychischer Folgen können sich schwere psychische Störungen und Krankheiten entwickeln: Depressionen, Persönlichkeitsstörungen (insbesondere scheint ein Zusammenhang mit der Borderline-Störung zu bestehen), Zwangserkrankungen (z.B. permanenter Waschzwang).

Diese Erkrankungen führen bei einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von Opfern zum Suizid, besonders dann, wenn sie im Erwachsenenalter erkennen, keine Partnerschaft eingehen zu können.

Warum ist Sex für Kinder schädlich? Fazit

Weil Sex für missbrauchte Kinder schwerwiegende psychische und körperliche Folgen haben kann, ist es wichtig, dass Menschen mit einer pädophilen Sexualpräferenz sich mit der Opferperspektive auseinandersetzen, zum Beispiel im Rahmen einer präventiven Sexualtherapie.